Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausstattung
- Wichtige Mess- und Kennzahlen
- Vorbereitung
- Beginn der Wachstumsphase
- Gießen und Düngen
- Flushen
- Umtopfen
- Training
- Blütephase
- Ernte
Grow Guide
Indoor-Cannabisanbau mit Kokossubstrat

Einleitung
In diesem Grow Guide möchte ich Einsteigern eine möglichst vollständige Anleitung für den ersten Indoor-Anbau von Cannabis auf Kokossubstrat – kurz "Coco" genannt – liefern. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Grundlagen, sondern auch um einen Überblick über fortgeschrittene Methoden. Ich zeige dir auf, ob und wann sich der teils erhöhte Aufwand dieser Methoden für dich lohnen kann.
Zudem gehe ich an einigen Stellen auf meine eigenen, individuellen Lösungen ein – in der Hoffnung, dass sie dir als Inspiration für eigene kreative Ansätze dienen können.
Die Vor- und Nachteile von Kokossubstrat gegenüber Erde
Coco ist ein inertes Medium, enthält also keine Nährstoffe. Was zunächst wie ein Nachteil klingt, ermöglicht uns die vollständige Kontrolle über die Nährstoffzufuhr. Das ist – insbesondere beim Anbau von Cannabis – ein großer Vorteil, da sich der Nährstoffbedarf der Pflanze im Verlauf des Grows ständig verändert. In der Wachstumsphase wird zunächst eine stickstoffbetonte Düngung benötigt. In der Blütephase hingegen steigt der Bedarf an Phosphor und Kalium stetig an.
Erde hingegen verzeiht mehr Fehler, insbesondere bei organischer Düngung. Zwar lässt sich die Nährstoffzufuhr nicht so präzise steuern, jedoch haben sich organische Düngesysteme in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Auch mit diesen Systemen lassen sich hervorragende Ergebnisse erzielen – bei deutlich geringerem Aufwand.
Oft wird gesagt, dass Coco für Anfänger nicht geeignet sei. Ich sehe das anders: Mit der richtigen Ausstattung und ausreichender Information ist Coco sehr wohl auch für Einsteiger geeignet.
Eigenschaft | Kokossubstrat (Coco) | Erde |
---|---|---|
Nährstoffgehalt | Inert – keine Nährstoffe enthalten | Enthält Nährstoffe (je nach Erde) |
Steuerung der Nährstoffzufuhr | Sehr präzise möglich | Weniger präzise, v. a. bei organischer Düngung |
Fehlerverzeihung | Wenig tolerant bei Fehlern | Verzeiht mehr, besonders bei Bio-Düngung |
Ertragspotenzial | Höher bei korrekter Anwendung | Etwas geringer, dafür stabiler |
Für Anfänger geeignet? | Ja, mit Vorbereitung | Ja – besonders mit Bio-Systemen |
Ausstattung
Growzelt
Du benötigst zunächst ein Growzelt oder einen anderen Raum für den Anbau. Das kann ein Schrank oder auch ein kleines Zimmer sein. Wichtig ist nur, dass eine ausreichende Be- und Entlüftung gewährleistet ist.
Für die drei im privaten Eigenanbau in Deutschland erlaubten Pflanzen sind quadratische Growzelte mit 60x60 cm bis 100x100 cm Grundfläche empfehlenswert. Ich persönlich bevorzuge längliche Growzelte mit einer Fläche von z. B. 120x60 cm – so kann jede Pflanze bequem erreicht werden.
Bei Höhen unter 180 cm kann es schnell zu Platzproblemen kommen, vor allem in der Blütephase. Ich rate daher eher von Zelten mit geringer Höhe ab. Mit kurzen Wachstumsphasen oder kompakt bleibenden Autoflowering-Sorten sind allerdings auch niedrigere Growzelte gut geeignet.
Be- und Entlüftung
Du benötigst einen Abluftventilator, der zur Größe deines Anbauraums passt. Wir empfehlen, einen Lüfter mit einem höheren Luftdurchsatz zu wählen, als häufig empfohlen wird. Ein größerer Lüfter kann mit geringerer Drehzahl betrieben werden, was die Lärmbelastung deutlich reduziert. Zudem hast du so Reserven für heiße Sommertage – besonders wichtig, wenn es in deinem Grow-Zimmer im Sommer sehr warm wird.
Grundsätzlich stehen zwei Arten von Abluftventilatoren zur Auswahl: AC-Modelle und EC-Modelle .
Typ | AC-Ventilator | EC-Ventilator |
---|---|---|
Preis | Günstig | Teurer in der Anschaffung |
Regelbarkeit | Nur stufenweise (meist 2 Stufen) | Stufenlos regelbar |
Kompatibilität mit Steuerung | Keine Dimmer nutzbar (Motorschaden möglich) | Oft mit Temperatur-, Feuchte- und App-Steuerung |
Geräuschentwicklung | Laute Betriebsgeräusche bei voller Leistung | Leiser Betrieb durch niedrige Drehzahlen |
EC-Modelle verfügen häufig über integrierte Temperatursteuerungen. Einige bieten sogar WLAN- und Cloud-Anbindung, sodass du per App auf deine Lüftung zugreifen kannst – z. B. Modelle von AC Infinity . Diese Features machen EC-Ventilatoren zur idealen Wahl für ambitionierte Einsteiger – vorausgesetzt, das Budget lässt es zu.
Aktivkohlefilter
Ein Aktivkohlefilter ist unerlässlich zur Vermeidung von Gerüchen. Der Filter muss so gewählt werden, dass seine Luftleistung über der des Abluftventilators liegt. Nur so kann die Aktivkohle ihre volle Wirkung entfalten.
Aktivkohlefilter müssen regelmäßig gewechselt werden – in der Regel nach jedem zweiten Grow. Warte damit nicht zu lange: Bestelle rechtzeitig Ersatz, bevor es zu starken Geruchsbelästigungen kommt – deine Nachbarn werden es dir danken.
Es gibt auch Modelle, bei denen sich die Aktivkohle separat austauschen lässt. Das schont die Umwelt und spart langfristig Kosten – besonders, wenn du günstige Nachfüll-Kohle aus dem Onlinehandel verwendest, die dennoch zuverlässig funktioniert.
Licht
Für ein Growzelt mit 80×80 cm Grundfläche empfehle ich eine LED-Lampe mit mindestens 150 W Leistung. Mehr Licht bedeutet grundsätzlich mehr Ertrag – jedoch verschlechtert sich bei sehr hoher Lichtleistung das Verhältnis von Ertrag zu Stromverbrauch (kWh).
Es gibt mittlerweile eine große Auswahl gut geeigneter LED-Growlampen in verschiedenen Preisklassen. Von sehr günstigen Fernost-Modellen, wie sie auf diversen Online-Marktplätzen angeboten werden, raten wir jedoch eher ab. Die Einsparungen bei der Produktion machen sich nicht nur in einem schlechteren Lichtspektrum bemerkbar (günstigere LEDs), sondern gehen häufig auch zulasten der Sicherheit.
LED-Lampen mit „Blurple“-Licht (blau-violett) sind aus unserer Sicht nicht mehr zeitgemäß. Greife lieber zu einem Modell mit einem Vollspektrum bzw. Tageslichtspektrum. Dasselbe gilt für Natriumdampflampen (NDL), die früher gängig waren, heute aber kaum noch Vorteile gegenüber modernen LEDs bieten.
Lampentyp | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Moderne LED (Vollspektrum) | Effizient, geringe Hitzeentwicklung, langlebig, gute Lichtverteilung | Höherer Anschaffungspreis |
Blurple-LED | Sehr günstig in der Anschaffung | Schlechtes Spektrum, unangenehmes Licht, meist geringe Sicherheit |
Natriumdampflampe (NDL) | Günstige Technik, früher Standard | Hohe Hitze, hoher Stromverbrauch, geringere Effizienz, schlechtes Spektrum |
Thermo- und Hygrometer
Ein kombiniertes, digitales Thermo- und Hygrometer mit Min-Max-Funktion gehört für mich zur absoluten Grundausstattung. So lassen sich Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen zuverlässig überwachen.
Noch komfortabler sind Geräte, die die Messwerte dauerhaft speichern und eine grafische Auswertung über eine App oder ein Web-Interface ermöglichen. So kannst du auch im Nachhinein prüfen, ob deine Klimabedingungen im Grow-Zelt optimal waren.
Substrat
Es gibt eine Vielzahl von Substraten für den Cannabisanbau. In diesem Guide konzentriere ich mich jedoch ausschließlich auf den Anbau mit Kokossubstrat – kurz: Coco.
Im Gegensatz zu Erde enthält Kokossubstrat keine (oder nur sehr wenige) Nährstoffe und ist daher ein sogenanntes inertes Medium.
Dadurch lassen sich die Nährstoffgaben sehr genau steuern, was – bei korrekter Anwendung – zu höheren Erträgen und einem verbesserten Gehalt an Terpenen und Wirkstoffen führen kann.
Anders als bei klassischen hydroponischen Methoden ist der Anbau auf Coco jedoch weniger fehleranfällig, da das Substrat eine gewisse Pufferwirkung besitzt. Zudem bietet Coco durch seine Struktur den Wurzeln ein ideales Umfeld: Es speichert Feuchtigkeit gut, lässt überschüssiges Wasser jedoch schnell abfließen – Staunässe wird so effektiv vermieden. Damit vereint Coco viele Vorteile von Erde und Hydro-Anbau.
Das richtige Substrat wählen
Kokossubstrat ist entweder als gebrauchsfertiger Mix in Plastiksäcken oder als gepresste Blöcke erhältlich, die zunächst gewässert werden müssen. Letztere sind besonders platzsparend beim Transport und in der Lagerung.
Wenn du gepresste Blöcke verwendest, achte unbedingt darauf, dass sie gepuffert sind. Auf der Verpackung sollte z. B. „Buffered pH 5.8“ o. Ä. stehen.
Falls du gepresste Blöcke nutzt, empfehle ich, deinem Mix 20–30 % Perlite beizumischen. Perlite verbessert die Durchlüftung und Drainage des Substrats, wodurch die Wurzeln besser mit Sauerstoff versorgt werden und Krankheiten wie Wurzelfäule vorgebeugt wird. Auch ohne Perlite lassen sich zwar sehr gute Ergebnisse erzielen – mit Perlite bist du jedoch auf der sicheren Seite.
Töpfe und Untersetzer
Es gibt viele geeignete Gefäße – etwa günstige Kunststofftöpfe, Stofftöpfe oder Air-Pots. Ich greife jedoch immer wieder auf die klassischen Teku-Töpfe mit 9 oder 11 Litern zurück, da diese nicht so schnell austrocknen wie Stofftöpfe oder Air-Pots. Das ist aber lediglich meine persönliche Präferenz.
Da bei Coco mit mindestens 20 % „Drain“ gegossen wird – also 20 % der Nährlösung wieder unten herausläuft – sind herkömmliche flache Untersetzer aus meiner Sicht eher ungeeignet.
Herkömmliche, weiche Untersetzer lassen sich schwer ausleeren und führen oft zu Problemen mit Staunässe. Ich verwende dafür eine selbst entworfene, 3D-gedruckte Lösung. Alternativ funktioniert auch ein quadratischer Kunststoffbehälter mit zwei zugesägten Holzleisten als Topfunterlage hervorragend. Es gibt zudem professionelle Systeme mit flachen Auffangtanks – die sind besonders praktisch, wenn du mehrere Pflanzen gleichzeitig bewässerst.
Dünger und Zusatzstoffe
Für den Anbau auf Coco brauchst du speziellen Dünger. Ich kann die Systeme von Canna und Plagron empfehlen – beide liefern zuverlässig gute Ergebnisse.
Darüber hinaus benötigst du in den meisten Fällen einen pH-Senker, auch bekannt als pH Minus . Wenn du deine Nährlösung in einem größeren Tank ansetzt, solltest du keinen pH-Senker auf Basis von Zitronensäure verwenden – dieser zerfällt mit der Zeit. Je nach Qualität deines Leitungswassers (oder wenn du z. B. Osmosewasser verwendest), kann auch ein pH-Erhöher ( pH Plus ) notwendig werden.
pH- und EC-Messgerät
Beim Anbau auf Coco – oder auch bei anderen hydroponischen Methoden – kommst du um ein pH- und EC-Messgerät nicht herum. Gerade als Anfänger erkennst du Probleme mit pH- oder EC-Werten oft erst dann, wenn deine Pflanze bereits geschädigt ist. Und solche Schäden bremsen das Wachstum – oft dauerhaft.
Auch beim Anbau auf Erde – insbesondere bei mineralischer Düngung – rate ich zur Anschaffung solcher Geräte. Viele erfahrene Grower („alte Hasen“) brauchen sie nicht mehr, weil sie aus Erfahrung frühzeitig Symptome erkennen. Doch als Einsteiger kannst du dir viel Ärger ersparen, wenn du einfach regelmäßig misst – und aus deinen Messwerten lernst, statt aus deinen Fehlern.
Ich selbst nutze ein kombiniertes pH- und EC-Messgerät von Apera und bin damit sehr zufrieden. Es gibt aber auch einige günstigere Modelle, die bei richtiger Wartung gute Dienste leisten.
Literatur
Online findest du bereits viele gute Informationen. Trotzdem kann es nicht schaden, ein bekanntes Nachschlagewerk zur Hand zu haben – vor allem für tiefergehende Themen, die im Netz oft nur oberflächlich behandelt werden.
Weitere Grundausstattung
Neben der bisher genannten Ausstattung brauchst du noch folgendes Zubehör, um dein Setup zu komplettieren:
- Kabelbinder: Fast jedes Befestigungs- oder Aufhängungsproblem im Growzelt lässt sich damit lösen. Besonders praktisch sind wiederverwendbare Modelle oder Klett-Kabelbinder.
- Mehrfachsteckdosen: Am besten mit Überspannungsschutz und Einzelschaltern.
- Gurte: Zur sicheren Befestigung des Aktivkohlefilters an der Zeltdecke.
- Seilratschen (Rope Hanger): Zur stufenlosen Höhenverstellung der Lampe – ein Muss für jede Phase des Grows.
- Lüftungsschlauch: Passend zum Abluftventilator und Aktivkohlefilter.
- Schlauchklemmen: Für eine sichere Verbindung des Lüftungsschlauchs.
- Bambusstäbe oder Pflanzendraht: Zur Stabilisierung der Pflanzen oder für leichtes Training.
- Scrog-Netz (optional): Für Screen-of-Green-Training zur gleichmäßigen Lichtverteilung.
- Anzuchtsubstrat (optional): Zum Beispiel Jiffies oder Coco Plugs für die Keimung.
- Werkzeug: Ein kleiner Satz Schraubendreher, eine Zange und ein Seitenschneider reichen meist völlig aus.
- Lupe: Um die Trichome zu beobachten und den idealen Erntezeitpunkt zu bestimmen. Es gibt einfache Modelle zum Durchschauen oder praktische Aufsätze für die Handykamera.
Fortgeschrittene Ausstattung
Zentrale Steuerung
Eine zentrale Steuerung von Klima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit), Licht und eventuell auch der Bewässerung kann deinen Grow auf das nächste Level bringen. Es gibt dafür fertige Lösungen, zum Beispiel von AC Infinity oder GrowControl . Diese Systeme sind allerdings nicht günstig und oft nur mit Geräten aus dem jeweiligen „Ökosystem“ des Herstellers kompatibel.
Alternativ kannst du dir mit etwas technischem Know-how auch eine kostengünstige DIY-Lösung aufbauen – zum Beispiel mit einem Raspberry Pi und einer Heimautomatisierung wie Home Assistant oder ioBroker . Ergänzt durch ZigBee-Sensoren, WLAN-Steckdosen und andere Smart-Home-Komponenten lässt sich so ein leistungsfähiges Steuerungssystem realisieren.
Achte bei Sensoren besonders auf die Aktualisierungsrate: Viele günstige ZigBee-Modelle melden Temperaturänderungen erst bei Abweichungen von 0,5 °C – um Strom zu sparen. Das ist für eine präzise Klimasteuerung ungeeignet. Diese Art von Setup ist definitiv kein Plug-and-Play – aber für Technik-Enthusiasten, wie mich, eine sehr gute Lösung.
Luftbefeuchter
Eine echte „low hanging fruit“ ist der Luftbefeuchter – er ist vergleichsweise günstig und besonders in der frühen Wachstumsphase sehr nützlich.
Die meisten Geräte verfügen über integrierte Sensoren für Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Wenn du den Luftbefeuchter über eine zentrale Steuerung regeln willst, solltest du unbedingt darauf achten, dass er automatisch wieder anspringt , nachdem er vom Strom getrennt wurde. Günstige Modelle mit einfachem Drehregler haben diese Funktion meist.
Luftentfeuchter
In der späten Blütephase – oder an besonders feuchten Tagen – kann ein Luftentfeuchter helfen, Schimmel und Schädlingsbefall vorzubeugen. Auch unterstützt er einen optimalen Stoffwechsel und verbessert damit Erträge und Terpenprofil deiner Pflanzen.
Für den Indoor-Grow kommen ausschließlich elektrische Luftentfeuchter infrage. Passive Varianten mit Calciumchlorid oder Silica-Gel bringen im Growzelt keine messbaren Effekte.
Elektrische Entfeuchter sind jedoch teuer in der Anschaffung, verbrauchen viel Strom und erzeugen Wärme – was an heißen Sommertagen problematisch sein kann.
In kleinen Growzelten lassen sie sich meist nicht direkt platzieren, da es an Platz mangelt und die Temperatur schnell steigt. In kleinen Räumen kannst du den Entfeuchter einfach außerhalb des Zelts aufstellen. Bei größeren Räumen kann es nötig sein, mit einem Schlauchsystem Luft in und aus dem Zelt zu leiten.
Achte beim Kauf darauf, dass der Entfeuchter nach Stromtrennung automatisch mit den vorherigen Einstellungen weiterarbeitet (oft als „Memory-“ oder „Recovery-Funktion“ bezeichnet). Nur dann kannst du ihn sinnvoll über eine Smart-Steckdose in ein Automatisierungssystem integrieren.
Klimaanlage
In sehr warmen Regionen oder während Hitzewellen kann eine Klimaanlage unverzichtbar sein – insbesondere, wenn die Temperaturen im Growzelt dauerhaft über 30 °C steigen. Zu hohe Temperaturen haben viele Nachteile: erhöhtes Schimmelrisiko, Krankheiten, Schädlingsanfälligkeit, gestörter Stoffwechsel, lockere Buds und geringere Erträge.
Eine Klimaanlage kann hier Abhilfe schaffen. Viele Modelle entfeuchten gleichzeitig die Luft – einige verfügen sogar über einen speziellen Entfeuchtungsmodus.
Gerade mobile Klimageräte sind jedoch stromintensiv, laut und oft ineffizient – oder sehr teuer. Auch hier gilt: Die Anschaffung sollte gut überlegt sein.
Wie bei Luftentfeuchtern sollte die Klimaanlage nach Stromunterbrechung automatisch weiterarbeiten . Und auch hier gilt: In kleinen Zelten ist kaum Platz – bei Bedarf müssen DIY-Lösungen her.
Ich selbst nutze ein mobiles Klimagerät, aber nur an besonders heißen Sommertagen – dann kühle ich den gesamten Raum und nicht nur das Zelt.
Umkehrosmoseanlage
Umkehrosmoseanlagen sind bereits ab etwa 50 € erhältlich. Sie bestehen üblicherweise aus einer Filterkaskade mit mindestens drei Stufen: einem groben Sedimentfilter, einem Aktivkohlefilter und einem Umkehrosmosefilter. Diese Kombination entfernt über 90 % der im Leitungswasser gelösten Stoffe.
Optional kann ein zusätzlicher Mischbettharzfilter (auch „Resin-Filter“ genannt) nachgeschaltet werden, um das Wasser auf einen EC-Wert von nahezu null zu bringen.
Osmosewasser eignet sich hervorragend für die Nährlösung – pur oder gemischt mit Leitungswasser. Besonders in Regionen mit hartem Wasser oder ungünstigem Mineralverhältnis (z. B. zu viel Calcium oder Magnesium) ist die Anschaffung einer Umkehrosmoseanlage sehr sinnvoll.
Du kannst Osmosewasser auch anstelle von destilliertem Wasser für pH-/EC-Messungen oder Luftbefeuchter verwenden. Wenn du bislang destilliertes Wasser für deinen Luftbefeuchter kaufst, lohnt sich eine günstige Umkehrosmoseanlage oft schon nach zwei bis drei Grow-Durchgängen.
CO₂-Anlage
CO₂-Anlagen sind unter Hobby-Growern eher selten im Einsatz, sollen hier aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Zusätzliche CO₂-Gaben ermöglichen es deinen Pflanzen, höhere Lichtintensitäten und Düngerkonzentrationen zu verarbeiten – und damit unter idealen Bedingungen deutlich höhere Erträge zu erzielen.
Es gibt auch CO₂-Packs, die einfach ins Zelt gelegt werden und durch chemische Reaktion über einen gewissen Zeitraum CO₂ abgeben. Ich persönlich bezweifle deren Effektivität, da ich glaube, dass sie bei aktiver Abluft nicht genug CO₂ liefern können, um einen messbaren Unterschied zu machen – lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.
Zimmergewächshaus
Ein kleines Zimmergewächshaus zur Anzucht ist eine sehr sinnvolle Ergänzung. Es hilft, die Luftfeuchtigkeit in einem idealen Bereich für empfindliche Keimlinge zu halten und schafft so optimale Bedingungen für einen erfolgreichen Start.
Es gibt auch Luxusmodelle mit integrierter Heizung, Temperatursteuerung und Beleuchtung – praktisch, aber nicht zwingend nötig. Auch mit einfachen Modellen lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen.
Automatische Bewässerung
Eine automatische Bewässerung ist nicht nur praktisch, um ein paar Tage Abwesenheit zu überbrücken – richtig eingestellt spart sie Arbeit und schafft konstante, ideale Bedingungen für die Pflanze.
Grundsätzlich lassen sich die verfügbaren Systeme in zwei Kategorien einteilen:
- Passive Systeme: Arbeiten mit Schwerkraft oder Kapillarwirkung (z. B. Blumat, Docht-Systeme).
- Aktive Systeme: Arbeiten mit elektrischer Pumpe – die Bewässerung erfolgt zeitgesteuert, per Tropfbewässerung oder über Feuchtigkeitssensoren im Substrat.
Ich bin ein Fan von Selbstbaulösungen – diese sind günstig und mit wenig Aufwand realisierbar. Eine einfache Aquariumpumpe, ein paar Schläuche, Verteilerstücke und Tropfer bekommst du problemlos über gängige Online-Marktplätze.
Heizung
Vor allem in unbeheizten oder kalten Räumen kann eine zusätzliche Heizung im Growzelt sinnvoll – oder sogar zwingend notwendig – sein. Viele Quellen behaupten, Pflanzen kämen problemlos mit deutlich niedrigeren Temperaturen zurecht. Das stimmt so nicht.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu heizen: Infrarotheizungen, die direkt im Zelt aufgehängt werden, Heizungen für die Zuluft (ggf. mit zusätzlichem Lüfter), oder klassische Heizlüfter. Letztere sind zwar effektiv, verbrauchen aber auch viel Strom.
Egal für welche Lösung du dich entscheidest – elektrisch heizen ist grundsätzlich teuer. Wenn es möglich ist, solltest du lieber den gesamten Raum temperieren, statt nur das Zelt.
Umluftsystem
Umluftsysteme werden im Hobby-Grow eher selten eingesetzt, aber ich finde, sie werden stark unterschätzt. Bei solchen Systemen wird Luft aus dem oberen Bereich des Zelts angesaugt und nach unten geleitet. Das hilft, Temperaturschichtungen auszugleichen und die warme Luft besser im Zelt zu verteilen.
Gerade in kalten Räumen kann das sehr sinnvoll sein – vor allem, wenn der Wurzelbereich durch kalte Bodenluft zu stark auskühlt. So kannst du die Temperatur im unteren Bereich stabilisieren, ohne das ganze Zelt übermäßig zu beheizen.
Webcam
Eine Webcam ist eine nette Ergänzung, wenn du deinen Grow aus der Ferne beobachten oder Zeitrafferaufnahmen erstellen möchtest. Es muss nicht mal eine spezielle Kamera sein – ein altes Smartphone mit entsprechender App (z. B. Alfred, Manything oder IP Webcam) funktioniert oft genauso gut.
Wichtige Mess- und Kennzahlen
Bevor ich im nächsten Schritt in den praktischen Teil einsteige, möchte ich hier einige grundsätzliche Messgrößen und Kennzahlen erklären, die dir helfen, deine Pflanzen optimal zu versorgen.
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Temperatur
Ich empfehle, zumindest gelegentlich oder bei Problemen die Temperatur an mehreren Stellen im Zelt zu messen. Die optimalen Werte unterscheiden sich je nach Strain etwas. Allgemein sollte es im Growzelt nicht wärmer als 30 °C werden und nachts nicht unter 18 °C abkühlen – außerhalb dieses Bereichs reduziert die Pflanze ihren Stoffwechsel stark oder stellt ihn ganz ein.
Ich selbst peile tagsüber etwa 25 °C an, nachts etwa 2 °C weniger , damit die Pflanze auch in der Dunkelphase aktiv bleibt. -
Luftfeuchtigkeit
Die Luftfeuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle für den Stoffwechsel der Pflanze. Der optimale Bereich hängt stark von der jeweiligen Wachstumsphase und der Temperatur ab.
Grundsätzlich gilt: In der frühen Wachstumsphase sollte die Luftfeuchtigkeit relativ hoch sein (z. B. 60–70 %), in der Blütephase deutlich niedriger (40–50 %), um Schimmel und andere Probleme zu vermeiden.
Tipp: Schau dir den nächsten Punkt – den VPD – an, um die optimale Luftfeuchtigkeit für deine aktuelle Temperatur zu bestimmen. -
VPD (Vapor Pressure Deficit)
VPD steht für „Vapor Pressure Deficit“ (Dampfdruckdefizit) und beschreibt das Feuchtigkeitsgefälle zwischen Luft und Blattoberfläche. Er ist entscheidend für den Gasaustausch und damit für Photosynthese und Transpiration.
Ein gut eingestellter VPD-Wert bedeutet optimalen Stoffwechsel – mit dem Ergebnis: gesündere Pflanzen, mehr Terpene, bessere Erträge.
Eine tolle Übersicht bietet vpdchart.com . Viele moderne Steuerungssysteme ermöglichen eine automatische Klimaregelung anhand eines eingestellten VPD-Werts. -
pH-Wert
Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch eine Flüssigkeit ist. Ich messe regelmäßig den pH-Wert der Nährlösung, des Drains (also das, was unten aus dem Topf kommt) und – bei Problemen – auch direkt im Substrat.
Pflanzen bevorzugen ein leicht saures Milieu, das gleichzeitig auch für viele pathogene Keime ungünstig ist. Für Coco empfehle ich einen pH-Wert der Nährlösung von etwa 5,8 . -
EC-Wert (Electrical Conductivity)
Der EC-Wert gibt an, wie viele gelöste Salze (Nährstoffe) in der Lösung enthalten sind. Je höher der Wert, desto konzentrierter ist die Lösung. Ich messe den EC-Wert der Nährlösung und des Drains, um Unter- oder Überdüngung frühzeitig zu erkennen. -
PPFD (Photosynthetische Photonenflussdichte)
PPFD wird in μmol/m²s angegeben und beschreibt die Lichtmenge im für Pflanzen relevanten Spektrum. Nur dieses Licht kann für die Photosynthese genutzt werden. Ich achte beim Lampenkauf oder -vergleich immer darauf, in welchem Abstand zur Lampe der PPFD-Wert gemessen wurde – sonst sind die Zahlen wenig aussagekräftig. -
Stromverbrauch (kWh)
Der Stromverbrauch ist eine wichtige Größe, wenn du die tatsächlichen Kosten deines Grows abschätzen willst – und um keine böse Überraschung bei der Stromrechnung zu erleben. -
Ertrag in Gramm pro Watt
Viele vergleichen die Effizienz eines Grows über den Ertrag pro eingesetztem Watt Lichtleistung. Ich halte das für wenig aussagekräftig. Viel sinnvoller ist für mich der tatsächliche Stromverbrauch (kWh) im Verhältnis zum Ertrag in Gramm.
Vorbereitung
Baue zunächst dein Growzelt gemäß Anleitung auf und montiere das benötigte Zubehör. Gerade bei kleinen Growzelten ist es oft sinnvoll, den Abluftventilator außerhalb des Zelts zu montieren – das spart Platz und verbessert die Luftführung. Eine zweite Person ist beim Aufbau auf jeden Fall hilfreich.
Schalte nun alle Komponenten ein und lasse das Setup einige Zeit laufen. So kannst du beobachten, wie sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Zelt einpendeln – und gegebenenfalls nachjustieren, bevor es losgeht.
Beginn der Wachstumsphase
Wenn alles bereit ist, kannst du deine Cannabissamen keimen lassen. Eine Anleitung und ein paar Tipps zur Keimung findest du hier .
Sobald deine Setzlinge ins Growzelt einziehen, dimme das Licht zunächst herunter und achte auf eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit. Gerade in den ersten Tagen sind die Pflanzen noch sehr empfindlich.
Ich beginne mit etwa
der halben empfohlenen Düngermenge
, sobald sich die ersten gezackten Blätter zeigen, und erhöhe diese gemeinsam mit der Lichtintensität nach und nach.
Wenn deine Lampe nicht dimmbar ist, kannst du alternativ mit einem größeren Abstand zur Pflanze arbeiten und diesen im Verlauf langsam verringern. Das funktioniert gut, ist aber weniger energieeffizient.
Die Dauer der Wachstumsphase hängt davon ab, wie groß deine Pflanzen am Ende werden sollen – und natürlich vom Strain. Hochwachsende, Sativa-lastige Sorten schicke ich oft schon nach 1–2 Wochen in die Blütephase, während kompakte, Indica-dominante Strains durchaus 5–6 Wochen in der Wachstumsphase bleiben.
Gießen und Düngen
Stelle zunächst sicher, dass dein pH- und EC-Messgerät korrekt kalibriert und funktionstüchtig ist. Das häufigste Problem ist erfahrungsgemäß, dass die pH-Messsonde nicht korrekt aufbewahrt wurde und ausgetrocknet ist. Die Messwerte können dann – trotz vorheriger Kalibrierung – stark abweichen.
Eine ausgetrocknete Elektrode erkennst du daran, dass die Glasmembran nicht mehr vollständig mit Flüssigkeit gefüllt ist. Du kannst sie mit einer passenden Aufbewahrungslösung wieder reaktivieren – aber jeder Trockenvorgang schädigt die Elektrode und beeinträchtigt die Messgenauigkeit.
Als Faustregel gilt: Gieße erst, wenn die obersten Zentimeter des Substrats trocken sind. Bei Coco ist ein Übergießen selten ein Problem – solange die Drainage gut funktioniert, keine Staunässe entsteht und die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist. Ich gieße fast immer täglich und wähle meine Topfgrößen entsprechend.
Stelle den pH-Wert der Nährlösung während des gesamten Grows auf etwa 5,8 bis 5,9 ein – vorausgesetzt, der pH-Wert des Drains liegt im selben Bereich. Die EC-Werte, die der Düngerhersteller vorgibt, dienen nur als grobe Richtlinie. Ich orientiere mich stattdessen primär an meinen Messwerten und passe die Nährlösung entsprechend an.
Bei Setzlingen oder jungen Stecklingen starte ich mit der halben Düngermenge laut Hersteller, messe den EC-Wert als Referenz und steigere die Düngung dann schrittweise – zusammen mit der Lichtintensität – auf die empfohlene Menge.
Beim Gießen achte ich darauf, dass mindestens 20 % der Nährlösung wieder herausläuft („Drain“ bzw. „Runoff“). Das sorgt für einen kontinuierlichen Austausch im Substrat und beugt Salzansammlungen vor.
Miss nach dem Gießen den pH- und EC-Wert des Drains. Gerade in der frühen Wachstumsphase ist das Messen zwar noch nicht kritisch – aber ich finde es sinnvoll, von Anfang an regelmäßig zu kontrollieren und so ein Gefühl für die Werte zu bekommen.
Der EC-Wert des Drains sollte in etwa dem der Nährlösung entsprechen. Ist er niedriger , bekommt die Pflanze weniger Nährstoffe als sie aufnehmen könnte – ich erhöhe dann den EC-Wert beim nächsten Gießen um die Differenz.
Beispiel: Hat die Nährlösung einen EC-Wert von 1600 µS und der Drain liegt bei 1400 µS, erhöhe ich beim nächsten Gießen auf 1800 µS.
Ist der EC-Wert des Drains hingegen höher als der der Nährlösung, reduziere ich den EC-Wert entsprechend.
Zur Anpassung des EC-Werts mische ich alle Dünger aus meinem Programm, die den EC-Wert erhöhen (Enzyme und viele Booster tun das nicht), nach Herstellerangaben an – und gebe sie dann nach und nach in die Nährlösung, bis ich den gewünschten EC-Wert erreiche.
Zeigt die Pflanze Anzeichen eines Mangels oder Überschusses, passe ich auch einzelne Komponenten gezielt an. Online findest du viele hervorragende, bebilderte Anleitungen zur Mangeldiagnose. Bei solchen Experimenten ist jedoch Vorsicht geboten – ich weiche niemals extrem von den Herstellerempfehlungen ab, vor allem nicht nach oben.
Der pH-Wert des Drains sollte zwischen 5,8 und 6,2 liegen – in diesem Bereich sind die meisten Makro- und Mikronährstoffe optimal verfügbar. Der noch akzeptable Bereich reicht von 5,5 bis 6,5. Liegt der Wert außerhalb, justiere ich den pH-Wert der nächsten Nährlösung leicht gegen.
Beispiel: Hat meine Nährlösung pH 5,8 und der Drain liegt bei 5,6, stelle ich beim nächsten Gießen auf pH 5,9–6,0 ein.
Der häufigste Grund für pH-Abweichungen im Drain ist Überdüngung . Häufig driften die Werte dabei nach unten – das Substrat versäuert. Einfluss nehmen aber auch die Pufferfähigkeit des Substrats, die Zusammensetzung der Dünger und die Art des Nährstoffüberschusses.
Flushen
Flushen bedeutet, das Substrat mit klarem, pH-eingestelltem Wasser durchzuspülen – und zwar mit dem mehrfachen des Topfvolumens . Häufig wird das zum Ende der Blütephase gemacht, um überschüssige Nährstoffe auszuspülen. So verbraucht die Pflanze ihre letzten Reserven und das Endprodukt enthält weniger Zucker – was Geschmack und Rauchverhalten verbessert.
Beim Anbau auf Coco ist Flushen aber auch eine wichtige Notfallmaßnahme, wenn der pH- oder EC-Wert des Drains stark abweicht.
Wenn du zu lange wartest und der pH-Wert bereits weit außerhalb liegt, stelle die Pflanze in die Dusche oder Badewanne und spüle sie mit normalem Leitungswasser. Der pH-Wert des Leitungswassers liegt in der Regel näher am Zielwert als das, was sich im Substrat angesammelt hat – du brauchst ihn also nicht extra einzustellen.
Spüle so lange, bis der Drain wieder im grünen Bereich liegt – anschließend gieße ich nochmal leicht mit pH-korrigiertem Wasser nach.
Achte darauf, dass der Spülvorgang nicht länger als 20 Minuten dauert – sonst können die Wurzeln Schaden nehmen. Ist die Zeit zu knapp, spüle lieber weiter: Ein drastisch falscher pH-Wert ist in jedem Fall schädlicher als eine kurze Überflutung.
Manche Grower flushen regelmäßig – etwa wöchentlich. Ich sehe dafür keinen Grund, solange du mit mindestens 20 % Drain gießt und die Werte in Ordnung sind.
Nach dem Flush gieße ich immer mit Nährlösung nach – eventuell etwas mehr als üblich. Ausnahme: Du flushst gezielt zum Ende der Blütephase – dann entfällt dieser Schritt.
Umtopfen
Zweimaliges Umtopfen während der Wachstumsphase hat sich bei mir bewährt. Sobald ich sehe, dass die ersten Wurzeln am Boden des Topfes sichtbar werden, ist es Zeit für den nächsten größeren Topf.
Ich wähle die Topfgröße so, dass ich möglichst täglich gießen muss – dadurch halte ich das Feuchtigkeitsniveau und die Nährstoffversorgung konstant. Meine bevorzugten Topfvolumen sind: 100 ml → 1 l → 9 l . Das ist allerdings nur meine persönliche Vorliebe.
Mit der Einleitung der Blütephase warte ich mindestens eine Woche nach dem letzten Umtopfen. So gebe ich der Pflanze genug Zeit, sich im neuen Topf zu etablieren.
Training
Die Methoden beim Pflanzentraining werden in zwei Kategorien eingeteilt: Low Stress Training (LST) und High Stress Training (HST) .
Bei LST wird die Pflanze nur gebogen, aber nicht verletzt. Ziel ist es, eine gleichmäßige, flache Struktur zu erreichen. HST hingegen beinhaltet Techniken wie Topping oder Fimming, bei denen Teile der Pflanze entfernt oder beschädigt werden. Diese Methoden können – insbesondere bei empfindlichen Strains – zu unerwünschtem Stress führen, wie etwa vorzeitiger Blüte oder dem Zwitterverhalten.
Das Ziel beider Methoden ist meist dasselbe: Die Pflanze soll mehr Haupttriebe entwickeln und eine möglichst gleichmäßige Fläche aus Buds bilden – in idealem Abstand zur Lichtquelle.
Hier stelle ich nur die gängigsten Techniken vor. Eine vollständige Anleitung würde den Rahmen sprengen – online findest du viele gute Tutorials mit Bildern und Schritt-für-Schritt-Anleitungen.
SCROG – Screen of Green
Beim SCROG wird ein flexibles Netz waagerecht im Zelt angebracht. Die Triebe werden durch das Netz hindurchgeführt und so in der Fläche gehalten. Dadurch entsteht ein gleichmäßiges „Blütendach“ mit optimaler Lichtverteilung, was den Ertrag steigern kann. Das Netz dient außerdem als Stütze, damit schwere Buds nicht abknicken.
Ein großer Nachteil: Die Pflanzen lassen sich nicht mehr aus dem Zelt nehmen oder umstellen. Krankheiten und Schädlinge können sich unter diesen Bedingungen leichter ausbreiten.
Topping
Topping gehört zu den High Stress Methoden. Dabei wird der obere Haupttrieb der Pflanze entfernt. An der darunterliegenden Nodie (also dem Punkt, an dem Blatt und Seitentrieb aus dem Hauptstamm wachsen) entwickeln sich dann zwei dominante Triebe.
Üblich ist ein Topping über der vierten oder fünften Nodie , aber auch frühere oder spätere Eingriffe – oder sogar mehrfaches Topping – sind möglich. Wichtig ist, dass die Pflanze danach genug Zeit zur Regeneration bekommt.
Ich persönlich toppe meist einmal über der vierten Nodie. Danach nutze ich Pflanzendraht und Bambusstäbe für leichtes LST und zur Stabilisierung der Buds. Der Draht kann in der Wachstumsphase auch direkt am Topfrand befestigt werden, wenn man passende Löcher in den Rand des Topfes bohrt oder stanzt.
Blütephase
Die Blütephase beginnt bei photoperiodischen (also nicht autoflowering) Sorten mit der Umstellung der Beleuchtungsdauer von 18 auf 12 Stunden täglich. Dadurch erkennt die Pflanze, dass „Herbst“ ist – und beginnt zu blühen.
Ab jetzt passe ich auch die Düngung an: Statt eines stickstofflastigen Wachstumsdüngers verwende ich nun einen phosphor- und kaliumbetonten Blütedünger. Zu Beginn und gegen Ende der Blüte ist außerdem die Gabe zusätzlicher Phosphorpräparate üblich – je nach Düngeschema.
In dieser Phase kommt es zum sogenannten Stretch : Die Pflanze wächst oft sprunghaft in die Höhe. Wie stark das ausfällt, hängt vom Strain ab. Sativa-dominante Sorten können ihre Höhe verdreifachen, während Indicas meist kompakter bleiben. Die meisten modernen Sorten sind Hybride – daher sind Angaben zur Endhöhe immer nur grobe Orientierung.
Schon bald beginnen sich die ersten Blüten zu bilden – und im Verlauf werden sie zunehmend größer und dichter. Auch der typische, oft sehr intensive Geruch wird jetzt immer stärker wahrnehmbar.
Ernte
Zum Ende der Blütephase beobachte ich regelmäßig die Trichome mit einer Lupe, um den optimalen Erntezeitpunkt nicht zu verpassen. Darüber gehen die Meinungen zwar auseinander – aber auch persönliche Vorlieben spielen eine große Rolle.
Trichome verändern sich im Lauf der Reife von klar → milchig → bernsteinfarben . Klare Trichome enthalten nur wenig Wirkstoffe. Vollständig milchige Trichome zeigen den höchsten Gehalt an Cannabinoiden und Terpenen. Wenn sie sich bernsteinfarben färben, geht die Wirkung zunehmend in eine beruhigende, schläfrige Richtung.
Du kannst also durch den Erntezeitpunkt auch die spätere Wirkung mitbestimmen. Ich persönlich ernte meist dann, wenn ich mehr bernsteinfarbene als klare Trichome sehe – das ist für mich der „Sweet Spot“.
Wenn du Trichome kontrollierst, achte darauf, mehrere Stellen zu prüfen – die Reifung verläuft oft nicht völlig gleichmäßig über die gesamte Pflanze.
Trocknung und Lagerung
Die Trocknung ist ein entscheidender Schritt für Qualität, Geschmack und Wirkung – und ein ganz eigenes Thema. Es gibt viele gute Anleitungen online, sowohl in Textform als auch auf YouTube.
Ich trockne idealerweise bei etwa 16 °C und rund 60 % Luftfeuchtigkeit . So bleiben die meisten Terpene erhalten – was man übrigens auch daran merkt, dass es in dieser Umgebung deutlich weniger riecht . Die Trocknung dauert unter diesen Bedingungen etwa 7–10 Tage .
In der Praxis ist es oft nicht leicht, perfekte Bedingungen zu schaffen. Auch eine Trocknung im Growzelt bei Zimmertemperatur liefert sehr gute Ergebnisse – und das ist meist besser als alles, was man vor der Legalisierung bekommen konnte.
Nach dem Trocknen „cure“ und lagere ich meine Buds in Einmachgläsern oder TerpLoc-Beuteln – große, stabile Zipperbags. Dazu lege ich 62 % Boveda-Packs bei, die die Luftfeuchtigkeit konstant halten. Diese Packs sind mit einem speziellen Salz gefüllt und halten die Luftfeuchtigkeit konstant – absolute Empfehlung!